Von New Orleans ( Louisiana ) nach Salt Lake City ( Utah )

10. bis 31. Ma i 2002

 

Achtzehn Stunden sind wir letzten Endes unterwegs, als wir gegen 11 Uhr nachts in New Orleans landen: 9 Stunden von München nach Washington, 6 Stunden Aufenthalt, 2 Stunden Flug nach New Orleans. Der über das Reisebüro gebuchte Taxi-Transfer klappt nicht – unser Taxi ist mit 28 Dollar zum  Hotel ohnehin billiger, und wir werden uns das Geld später wieder zurückholen.

 

Recht schön, das Hotel Omni Royal; und mitten im French Quarter (St. Louis Street).

Am Morgen ist es warm und schwül. Frühstück gibt’s im Café Market Place, weil vorm Café du Monde (die berühmten Beignets!) eine lange Schlange steht. Anschließend  Bummel durch French Market, die ganze Altstadt. Gaukler, Maler, Handleser, Wahrsager, Musiker, lebende Denkmäler, in der Royal Street Jazz Bands... – es ist ordentlich was los. Der Mississippi-Dampfer Natchez, noch so richtig mit altem Rad-Antrieb und hohen Decks, wartet auf Passagiere, vom Dach pfeift die Dampforgel ihre Melodien.

 

Im Audubon Aquarium of the Americas gibt’s natürlich jede Menge farbige Fische, Taucher spielen mit Haien, Alligatoren, Schildkröten. Papageien klettern in den Zweigen der Bäume herum und kreischen. Abendessen bei Tulague:  Bilder der Gäste Roosevelt, Truman, Eisenhower, De Gaulle an den Wänden akzeptable Preise. Guter Jazz in der Preservation Hall mit Jamil Sharif. Die Bourbon Street proppenvoll, Musik aus jeder Kneipe, schwarze und weiße Bands, Jazz und Cajun Music, viele Junge Leute mit bunten Ketten um den Hals. Burschen versuchen, solche Ketten von den überfüllten schmiedeeisernen Balkonen aus den Mädchen unten um den Hals zu werfen – wer die meisten erwischt, ist natürlich die Queen... Stimmung wie auf dem Oktoberfest.

 

Am nächsten Tag haben wir ab 8.15 Uhr die Swamps Tour gebucht (bis 12.30 Uhr)  - Abholung am Hotel.  Die Führer im Bus und Boot quatschen unentwegt. Langsam geht’s durch Flüsse und Kanäle. Spanish Moss hängt von den Zedern. Die Bayous sind verschwiegene kleine Natur-Kanäle durch den Dschungel; Reiher, Schildkröten, Racoons im Gebüsch, Alligatoren lassen sich mit Ködern an der Angelschnur aus dem Wasser ziehen.

 

Nachmittags in den  Garden District – mit der Tram aus der Jahrhundertwende. Die Gräber im Lafayette Cemetary sind kleine Kapellen – ein Friedhof, wie wir ihn eher aus Mittelmeer-Ländern kennen, während die Amerikaner sonst große Wiesen mit kleinen liegenden Grabsteinen bevorzugen... Große Villen mit Terrassen, Balkonen und Balkönchen, Erkern und Erkerchen und viel Holz, schön angelegte Gärten, riesige Allee-Bäume. Im Red Fish Grill in der Bourbon St. ordentlich gespeist. Später in einer Cajun Music Kneipe: Allen Fontenor and his Country Cajuns. Offenbar eine Familien-Band – die Oma schrubbt das Waschbrett, gibt es ab und zu an einen mutigen Gast weiter... Viele Touristen, vorwiegend Amerikaner. Deutsche treffen wir kaum. Dicke, schlampig gekleidete Leute.

 

Nach dem Frühstück in einem kleinen französischen Café holt uns eine kleine dicke Schwarze von Avis ab zur Auto-Übernahme: der bestellte 4 doors Compact Car ist nicht da, dafür bekommen wir ohne Aufschlag einen geräumigen Chrysler Van Town and Country. Er trägt uns zu den berühmten  Plantagen-Häusern: als Erstes San Francisco, 1856 erbaut von Edmond Bozonier Marmillon unter dem Namen Sans Fruscins (= „ohne einen Pfennig in der Tasche“ – was vermutlich nach dem Bau der Wahrheit entsprach). Seine Schwiegertochter Louise Marmillon, geb. von Seybold aus Bayern, richtete es feudal ein. Eigentlich hieß sie Ludovika Ottilie Josepha Pauline; ihr Großvater hatte als königlich bayerischer Oberforstrat den Adelstitel erworben, wie wir später herausfinden. Sie heiratete Warfin B. Marmillon in München, wo er auch bleiben wollte – da starb plötzlich sein Vater und die junge Plantage mit dem schönen Haus wartete auf den Erben... Oak Alley mit schönen Säulen und seiner gewaltigen Allee aus 300 Jahre alten Eichen ist die nächste Station, dann Nottoway Plantation. Hier gibt es mehrere Gästezimmer. Das Haus spielt eine Hauptrolle im Film "Mississippi Delta – im Sumpf der Rache" mit Kelly Lynch und Alec Baldwin. Hässliche Industrieanlagen rings um die schönen Plantagen-Häuser am Missisippi (den man wegen der Hochwasser-Dämme nicht zu sehen bekommt).

 

Weiter Richtung Westen nach Lafayette: wir besuchen das museale Acadian Village, original Cajun-Häuser, einige im alten Stil dazugebaut (z.B. die Kirche) – romantisch, aber eher enttäuschend; wir mussten lange durch die Stadt kurven, um die kleine Siedlung zu finden. Dort sind wir die einzigen Besucher. Immerhin wird auf unseren französischen Gruß am Empfang gleich französisch geantwortet. Wir kaufen dem Blacksmith, der gerade einsam in seiner verräucherten Schmiede arbeitet, einen handgeschmiedeten Haken ab. Nun durch das Sumpfland und Cameron Refuge nach Cameron an einer Einbuchtung des Golf von Mexico, zum Teil über Straßen auf Stelzen durch die Sümpfe. Am stillen Fischerhafen einige Kähne, die mit zahlreichen Hebebäumen als Krabbenfischer ausgerüstet sind. Zum Essen im Outrigger Restaurant (wir sind fast die einzigen Gäste) bekommen wir keinen Alkohol. Beängstigende Finsternis und Menschenleere in dem kleinen Ort.

 

Auch die Cajun Riviera am Golf von Mexico wollen wir kennen lernen; und landen in Holly Beach – menschenleer, Strand enttäuschend (nicht weiß, nicht sauber, starker Wind). Na ja, keine Saison ... Interessanter wird’s dann  im Sabine Wildlife Refuge; auf dem Trail Vögel, Hasen, Schildkröten, schließlich ein  großer, dicker Alligator direkt am Weg. Wir ziehen einen langen Umweg vor, um ihn nicht passieren zu müssen. Durch Houston starker, aber stets fließender Verkehr. Rast am Freeway. Am Buffet gibt es – wie fast immer –  vorwiegend Chicken; und alles paniert.

 

Überraschend freundlich und intim sind manche Teile von San Antonio. Wir übernachten im Holiday Inn. Der Zimmerpreis sagt wenig aus, da kommen noch City-Tax, State-Tax und County-Tax drauf. Bummel zur alten spanischen Kirche San Fernando, dann zum unterhaltsamen Riverwalk, 4,2 Meilen am Flüsschen entlang. Lokale, Brücken, Wasserfälle, Blumen, Bäume, Restaurants, Musik – eine wirkliche Sehenswürdigkeit. Bei einem Italiener kehren wir ein.

 

Frühstück im Hotel-Zimmer mit Kaffee und Cookies. Nach Carlsbad Caverns National Park steht uns der Sinn. Wie in New Orleans heißt es: wieder die Uhr eine Stunde zurückstellen: Erst Eastern, dann Central,  nun Mountain Time, ab jetzt 8 Stunden Zeitunterschied zu München. Dadurch schaffen wir es noch am gleichen Nachmittag (nach einigen Stunden Wüstenfahrt), die größte begehbare Höhle der Welt zu besichtigen. 230 m mit dem Lift nach unten gefahren. Fast zwei Stunden durch phantastische Hallen gewandert – eine Art versteinerter Zauberwald mit immer neuen Aus- und Anblicken. Sehr kalt. Einige Leute frieren. Hotel Best Western in White's City. 

 

Gegen Abend, 7.45 Uhr PM, nochmal zurück zur Höhle – an einen anderen Eingang, zur Bat Cave. Werden gestoppt wegen Geschwindigkeitsüberschreitung – 56 statt 40 MPH, behauptet der Ranger und lässt sich Papiere zeigen. Mit der Ermahnung, nun nicht mehr über 40 zu fahren, entlässt er uns großmütig. Auf dem Parkplatz stehen einige Leute im Kreis: "Eine Schlange", warnen sie. Erst als wir ihr Porträt aus 1 m Entfernung geschossen haben, wird uns klar, dass es sich um eine Klapperschlange handelt, die auch fleißig mit erhobenem Schwanz die Rassel schüttelt; da sorgen wir schnell für ein bisschen mehr Abstand... Vor der Bat-Cave: wir sitzen wie in einer Arena. Und warten. Plötzlich: eine Million Mexican Freetail Bats (Murciélagos Mexicanos de Cola Libre) fliegen innerhalb einer halben Stunde aus der Höhle. Alles ist muchsmäuschenstill, lautloses Schwirren, keiner darf blitzen. Wir erfahren: sie  kommen im Morgengrauen in kleinen Gruppen zurück – vollgefressen mit Insekten, um sich dicht an dicht und kopfunter an die Decke der stockfinsteren Höhle zu hängen, jede an ihren alten Platz.

Außentemperatur in Pecos/Texas 95 bis 98 Grad Fahrenheit =  37 Grad C.

 

Nach gut drei Stunden Fahrt erreichen wir am nächsten Morgen das White Sands National Monument und kaufen gleich einen Ausweis für alle National Parks und Monuments für 50 Dollar (2 Personen). Stapfen durch die riesigen weißen Dünen aus Gips-Sand, die wie Schneeverwehungen in einer glühenden Landschaft liegen. Ein Schneepflug beseitigt die Sand-Verwehungen. Eine freigekehrte Arena schaut aus wie ein riesiger Eislaufplatz. Unterstände sorgen für Sonnenschutz. Kinder rutschen auf dem Hosenboden die "Schneehänge" hinunter.

 

Hinter Las Cruces leitet die Polizei den ganzen Verkehr aus, prüft kurz die Pässe, holt nur uns heraus, verschwindet mit den Pässen im Häuschen: Deutschland – da kamen doch die Terroristen vom 11. September her?? Immerhin wird unsere saure Terroristen-Miene mit einer lahmen Entschuldigung quittiert. Nach Stunden passieren wir Albuquerque und landen dann in Santa Fé, im Hotel La Fonda. Ältestes Hotel, in Adobe-Bauweise, an der Plaza ("seit 1610"). Spaziergang zu anderen interessanten Adobe-Häusern (im Pueblo-Stil), St. Francis of Assisi-Kirche, Loretto Chapel, ältestes Haus. Der ganze Ort scheint eine Art Disney-Land für auf alt getrimmte schicke Pueblo-Häuser zu sein. Viele Skulpturen an den Straßen, in den Gärten, oft der Heilige Franziskus, konventionell und modern. Abends müssen wir uns wärmer anziehen – es wird sehr kühl (bei tagüber noch immer über 30 °C). Abendessen spanisch im Restaurant El Meson.

 

Auch am nächsten Morgen ist es kalt. Nach dem Frühstück in einem Café (im Hotel-Komplex) mit sehr guten Croissants ein Abstecher zum Bandelier National Monument. Eine Stunde laufen wir an vorkolumbianischen Höhlenwohnungen in gewaltigen Felshängen aus der Zeit ab ca. 1300 vorbei, gebaut von Anasazi-Indianern, den Vorgängern der Pueblo-Indianer. An die Felswände haben sie Steinhäuser dazu gebaut. Das Tyuonyi im Frijoles Canyon war einst ein dreistöckiger Bau mit 400 Räumen im Halbkreis um einige Kivas (heilige runde Erdtempel). Wir erkennen noch die Grundmauern. Erdhörnchen suchen, in den Sträuchern hängend, nach Futter.

 

Auf einer kurvenreichen, landschaftlich interessanten Nebenstrecke steuern wir das Indianer-Heiligtum El Santuario de Chimayo an. Hübsche kleine Kirche, knallbunter Altar in Indianerfarben, viele Votivtafeln, heilige Erde (ehemals heilige Quelle), jeder (viele Indianer) nimmt sich eine Handvoll mit.

 

In Taos Pueblo verlangen die Indianer teure Eintritte: für Senioren 2 x 8 Dollars + 10 Dollar fürs Fotografieren. Aber das lohnt sich, handelt es sich doch um ein authentisches Pueblo, wie es der spanische Conquistador Francisco Coronado 1540 hier in der Gegend vorgefunden haben soll. Mehrstöckiges Langhaus, aber auch Einzelhäuser. Zugang zu den oberen Stockwerken über Leitern, die einfach hochgezogen wurden, wenn der Feind nahte... Tacos bei einem freundlichen Indianer gegessen (zu dem sich aber sonst niemand hereintraute). Er erklärt die Funktionsweise der Lehmöfen zum Brotbacken: 45 Minuten heißes Holz-Feuer, Asche rausräumen, Fladen rein, in 20 Minuten ist das Brot gebacken. Hören und kaufen Flöten-Musik vom indianischen Neffen bzw. Sohn der Musiker, spricht gut deutsch (wie einige Gesprächspartner, die als Soldaten in Deutschland dienten). 100-150 Indianer leben noch hier, manche haben noch ein Häuschen außerhalb.

 

Weiter auf enger Straße von Taos nach Tres Piedras – Carson National Forest  (wieder sehr hoch geklettert, so dass wir Schneereste sehen). Bis Chama sehr einsam, unbewohnt, dann Ranches mit Pferden und Rindern. Abends in Durango im Holiday Inn. Chic essen im Strater Hotel in der nach Jahrhundertwendeart herausgeputzten Main Street.

 

Berühmt ist Durango u. a. wegen seiner alten Durango-Silverton-Railway, 9 Stunden Fahrt durch die Berge kosten 55 Dollar pro Person.  Das sparen wir. Zugunsten des Mesa Verde National Monument. In den hoch gelegenen Klippen zahlreiche Gebäudekomplexe aus der Zeit zwischen 1200 und 1300. Vorher hausten die Indianer ab ca. 600 in Pueblos auf dem Hochplateau darüber (wo heute noch Reste des Sun Temple zu sehen sind). Wir fahren die zwei östlichen Loops ab. Cliff Palace (früher über 200 Räume und 23 Kivas) und Balcony House, Oak Tree House, New Fire House, Square Tower House. Trail zum Soda Canyon mit Overlook zum Balcony House.

Unterwegs Richtung Utah genießen wir wieder einmal (ohne viel Freude daran) Mexican Food – anschließend Abtransport der umfangreichen Reste mit Container (zu dem der alte doggy bag inzwischen mutiert ist) zu unserem Van.

 

Four Corners heißt das nächste Ziel. Hier – und nur hier – stoßen vier USA-Staaten zusammen: Utah, Colorado, Arizona und New Mexico. Ein Monument, wo jeder, der noch vier Glieder hat, mit jedem in einem anderen Staat sein kann. Rundherum Indianer-Verkaufs-Stände: Waffen, heilige Gegenstände, Kleider... Und natürlich T-shirts; zum Beispiel mit der Kokopelli Bean Doll (Flötenspieler).

 

Weiter nach Utah am Nachmittag. Schlimmer Unfall auf kerzengerader Straße durch die Einöde. Ein Pkw liegt auf dem Dach im Straßengraben. Kurz vor Torschluss sind wir im Natural Bridges National Monument: Sipapu Bridge, Kachina Bridge, Owachoma Bridge. Beeindruckende Canyon-Landschaft. Außer uns fast niemand hier. Vergebliche Quartiersuche in Hite Marina am riesigen Stausee Lake Powell. Monumentale Felswände und rote Sandstein-Türme mit hellen Hauben nördlich des Sees. Wir landen schließlich in unserem Quartier, das wir erst für morgen gebucht haben: Best Western in Torrey. Spätes Abendessen – die letzten Gäste kommen wie in Spanien um halb zehn!

 

Am nächsten Tag, Sonntag, sind wir im Capitol Reef National Park. Und packen gleich einen ordentlichen Trail an: vom Ende der Gravel Road vor Capitol Gorge zum Golden Throne. Zwei Stunden hin und zurück. Sehr heiß, wenig Leute. Nach einer Siesta im Bus noch eine 75-Minuten-Wanderung zu den tanks,  waterfolds (Wassergruben) oben im Gebirge, die jetzt allerdings trocken sind. Aussicht auf skurrile Gebirgsfaltungen. Graffiti von 1888 an glatter Felswand – die würden würde heute wohl teuer... Auf dem Highway 24 noch die Felszeichnungen der Fremont-Indianer vor 1250 besichtigt. Wo der Fremont River in einen Wasserfall übergeht: Eine interessant behaubte Entenmutter mit neun Jungen schwimmt ängstlich hin und her, weil sie nicht den gefährlichen Wasserfall hinunterstürzen will (was einige junge Männer zum Gaudium ihrer Mädchen tun). Abendessen im rustikalen Rim Rock Inn, Torrey.

 

Von Capitol Reef, Best Western, nach zwei Nächten abgereist. Interessante Fahrt zum Bryce Canon National Park. Unterwegs viele Fotos – die unterschiedlichsten Landschaften. Um 13 Uhr in der Bryce Canon Lodge. Zimmer erst um 16 Uhr beziehbar. Gleich auf den Trail. 3 Stunden Navajo Trail und Peek-A-Boo-Trail, sehr steil, mitten in die Wälder aus gelbrotbraunen Felssäulen hinein; dann weiter über Bryce Point (wenig Leute) auf dem Rim Trail zum Inspiration Point, Sunset Point (dort ist immer mehr los), Sunrise Point. Immer rauf und runter. Zwischendurch Brotzeit (Toast vom Frühstück und Apfel). Ein spektakulärer Canyon; für uns der aufregendste der USA. Frauen arbeiten bei den Trail-Reparaturen. Eine Reitergruppe begegnet uns auf steilem Pfad. Heute nicht so warm, 21 Grad C, sehr windig. Abendessen in der Lodge. Reservierung nur um 5.00 oder 6.00 oder 8.45 Uhr möglich (eine große französische Reisegruppe blockiert den Speisesaal). Entscheiden uns für 8.45 Uhr, um vorher noch Sunset-Aufnahmen zu machen.

 

Am nächsten Morgen schon um 6 Uhr auf und 2 Stunden. unterwegs, um  den berühmten Sonnenaufgang im Bryce Canyon zu fotografieren. Saukalt, 3 Grad C, und eiskalter Wind; der Bryce-Canyon liegt 2700 m hoch.  Frühstück in der Lodge. Fahren durch den Red Canyon und die Cedar Breaks Mountains; Schneetreiben und bis zu minus 6 Grad C.  Auto zieht schlecht - wegen der Höhe? In St. George Mittagsrast und im Visitor-Center/Handelskammer Telefonversuch nach Deutschland. Aber niemand im Haus kennt den Vermittler für Ferngespräche, auch der Operator in der zuständigen Telefonzentrale ist überfragt!

 

In den nächsten Tagen nach Santa Clara zum Haus von Jakob Humbling (einem Mormonen-Pionier mit zwei Frauen) und zum Winterhaus von Brigham Young (nach Joseph Smith der Prophet der Latter Day Saints, führte die Mormonen nach Salt Lake City). Ken Parkes führt uns durch die Ausgrabungen von erhabenen (plastisch nach oben gewölbten)  Dinosaurier-Spuren.

 

Im Snow Canyon State Park von Ivins: Dunkelrote Sandsteinwände, versteinerte gelbe Sanddünen, Lavaströme – eine vielseitige Landschaft. Am nächsten Tag zum Zion National Park. Mit dem Auto durch den Tunnel bis zur Checkerboard Mesa.

Mit dem Shuttle für einen kurzen Trail zum Weeping Rock. Interessante Blumen: Shooting Star (lila), Columbines (gelb), Monkey Flower (rot). Dann zum Riverside Walk, geht in Wirklichkeit – in den Virgin River Narrows – nach dem Temple of Sinawawa  mitten im Fluss weiter, der bei höherem Wasserstand oder plötzlichen Gewittern gefährlich wird. Kletterer in der Steilwand.

 

In Salt Lake City führen uns die „Heiligen der letzten Tage“ ihren Film über die Mormonen-Passion vor – sehr dramatisch, laut und erschütternd  und nicht gerade für die vielen anwesenden kleinen Kinder geeignet; die Zuschauer heulen zum Teil. Lunch im 10. Stock des Joseph Smith Memorial Buildings mit herrlicher Aussicht auf den Tempel-Bezirk). Abends gestaltet sich die Suche nach einem Glas Bier in der „alkoholfreien Stadt“ zu einem Abenteuer. Schließlich werden wir in einer Minute Mitglied in einem "Privat-Club" und haben als solches Anspruch auf gutes Bier oder Cocktails Margarita – bei lauter Musik in allen Stockwerken, ganz unmormonisch.

 

Am Sonntag hören wir um halb zehn vormittags live das Gleiche wie Millionen Amerikaner am Radio: den Tabernacle Choir von Salt Lake City. 250 (der insgesamt 360) Sänger mit Orchester gestalten die Sonntags-Übertragung des Rundfunks für alle Teile der USA – wie seit 73 Jahren (älteste Sendung überhaupt). Führung durch den Temple Square mit Hostessen aus aller Welt; für uns:  Frau Hesselbach aus Braunschweig. Das Conference Center fasst 20 000 Leute.

 

Wir fahren zum riesigen, fröhlich wirkenden Friedhof über der Stadt. Heute ist Memorial Day, d. h., alle Gräber (genauer: die flach liegenden Grabsteine ohne sonstige Zutaten) sind frisch mit Blumen geschmückt). Dann zum Capitol. Herrliche Aussicht über die City. Schließlich wollen wir noch den Großen Salzsee sehen – er liegt weiter entfernt als geahnt– und finden uns in Antelope Island wieder. Ziemlich kompliziert, das Schwimmen in diesem Lake; zum Teil stinkt das trübe Wasser, und es ist sehr seicht, aber es trägt uns. Abends walken nur wir zum Essen durch die menschenleere Stadt ins Plaza Center. Piastra's Restaurant: überfreundliche Bedienung, Essen mäßig.

 

Am Montag steht eine Busfahrt nach Heber City auf dem Plan. Heber Railroad Creeper/Soldier Hollow Express steht auf dem Zug mit offenen Waggons, gezogen von einer dunkel qualmenden Dampflok. Bummel durch Park City – während der Olympischen Winterspiele in diesem Jahr 2002 Sin City (weil Alkohol-Ausschank und Prostitution ausnahmsweise erlaubt waren). Hauptsächlich Shopping Center. Zurück in Salt Lake City: Im riesigen Hotel Little America gibt es Alkohol nur in Verbindung mit Essen. Aber das hatten wir schon. Am nächsten Tag werden wir hungrig hierher kommen ... Da darf allerdings nicht unser Ober den Wein bringen – er ist noch keine 21 Jahre alt; dafür ist eine ältere Bedienung zuständig!

 

Am Donnerstag, 30. Mai, geben wir den Mietwagen nach knapp 6000 Kilometern problemlos wieder zurück – allerdings in Salt Lake City und nicht in New Orleans. Das kostet 500 Dollar extra. Nach Stopp in Denver und Washington landen wir schließlich wieder in München – mit voller Kamera und leerem Geldbeutel.

. Hier geht's zu den Fotos

Brigitte und Hanno Trurnit